Unser Hick&Fly Enthusiast Flo war an der Grente unterwegs. Hier sein spannender Bereicht mit tollen Fotos:
Wunderschöner morgendlicher Anstieg aus dem Wielenbacher Tal über die Westseite zur Grente. Von unserem Urlaubsdomizil ist nicht mal ein Auto nötig, so ein Zufall aber auch…
Ich bin der erste oben, außer dem pubertären Jungvieh natürlich, welches in Ermangelung eines eigenen Smartphones, beinahe meines entwendet, als ich grad nicht aufpasse. Nach und nach trudeln die Piloten aus dem Antholzer Tal ein, die könnten alle (außer dem Uli Straßer) meine Söhne und Töchter sein…geh weida, Zeit, bleib steh, denk ich mir…
Der Tag beginnt für die Grente spät (ca. 10.15), ich schau den Ersten noch ein bissel zu und starte dann auch. Der Staller Sattel ist wegen strammen Ostwind schon leicht enervierend, ich empfinde die erste Stunde als Dauerbaustelle. Den Lee-ignorierenden Tiefflugstil der Rennabteilung mit ihren 7.0-Maschinen kann/will ich nicht (mehr) adaptieren. Ich bewundere den Uli dafür, aber wer 200h im Schnitt fliegt…und wohl wenig Nerven hat…
Erst als ich am Wildgall (dem Antholzer Matterhorn) dann doch hochsoaren und windzerrissenen-thermischen Anschluss finden kann (was für ein Ritt in diesem hochalpinen Gelände), gehts entspannter ins Defreggental. Dort ist aber rein gar nichts mit „Abreiten“…Sägezahnstil von Murmeltierbau zu Murmeltierbau…nach ein paar Kilometern drehe ich entnervt um. Vorzufliegen bis Huben würde mich wohl den halben Tag kosten. Abgesehen von den Risiken macht mir sowas einfach keinen Spaß mehr…wenn es überhaupt jemals einen solchen gemacht hat.
Zurück geht es mit dem Wind recht gut, es kommt allmählich Genussstimmung auf, wenn auch das Gelände im Rieserferner schon erhöhte Aufmerksamkeit erfordert. Bis Sterzing kann ich alle Baustellen, welche die von rechts einbiegende Speikbodenfraktion teilweise unter mir hat, ganz gut umfliegen. Ich hab mich wohl auf den etwas speziellen Tag schon eingeflogen. So richtig schnell bin ich halt nicht, es ist eher ein ambitionierter Seniorenstil…
Die paar Flugstündlein dieses Jahres können eben nicht die optimale Präzision bei den dauernd anfallenden „kleinen Entscheidungen“ generieren. Am Höllenkragen finde ich nichts, was mich zur Ridnaunquerung motivieren könnte. Vor allem der Rückweg gegen den Wind (Ost- und Talwind) macht mir Sorgen. Ich fliege noch weiter Richtung Tal, immer noch nix, da ich momentan nedmal einen Nullschieber zum Aussitzen ausfindig machen kann, dreh ich um, das Traumessen in unserem Gasthof im Kopf. Das möchte ich durch eine eventuelle Rückreise von Sterzing nicht versäumen und mir dadurch die Urlaubsbalance verderben…
Aber wie es halt immer so ist, zurück unterm Höllenkragengipfel steht es da, das Monster, der berühmteste Bart Südtirols. Zweimal hauts mich raus, dann kann ich ihn leidlich ausdrehen, den sich wild gebärdenden, sonst eigentlich braven Pummel-Xi zweimal gewickelt. Oben wird er leider nicht größer und ruhiger, sondern zerrissen und mich hauts wieder raus. Hatte ich beim Aufdrehen doch noch mal an Ridnaun gedacht, jetzt ist der Rückflug beschlossen. Wären andere vor Ort gewesen, ich wäre wohl mit rübergeflogen…
Nun gehts mit allmählich höherer Basis über Gitsch und Eidechs im Komfort-Sägezahn gegen den Wind zurück. Tolle Lichtstimmungen über den herrlichen Pfunderer Bergen und Blick zu den Zillertalern mit ihren (noch vorhandenen) Gletschern. Das sind die Phasen, die pures Streckenflugglück erzeugen. Die Dolos lasse ich auch, solange mag ich einfach nimmer hocken, außerdem sieht Lüsen nach intensiver Almtiefflug-Arbeit aus, da sich die paar windversetzten Wolken gerade in Auflösung befinden. Wahrscheinlich wäre gerade dann Flaute, wenn ich ankäme, ich kenn das doch schon zu genüge bei mir…
Die paar Piloten, die heute doch rüber sind, waren zu diesem Zeitpunkt schon durch, seh ich am Abend, also vielleicht nicht die schlechteste Entscheidung. Und: am Horizont, jenseits des Tauferer Tals lacht schon die Gasthofterrasse…
Beim Anflug von Westen an die Grente verkalkuliere ich mich und fliege zu weit rechts eine sich auflösende Wolke an. Der „hinter dem Horizont gehts weiter-Modus“ ist wohl einem „unten zischt das Bier“ – Modus gewichen.
Ich kriege eine Ostwind-Kurpackung mit Pflegespülung (die Frisur hält), welche mich am sauberen Schließen des Dreiecks hindert, aber immerhin genau vor unserem Gasthof groundet. Großes Hallo auf der Terrasse, glückliches Kind, wohlwollende Gattin (kein Shuttle-Dienst), Landebier und Südtiroler Antipasti … was will man mehr von einem Tag… na vielleicht doch noch das 200er FAI…aber dafür müsste man halt 8h+ Asket sein und schneller fliegen. „Etwas ist immer“, sagt Kurt Tucholsky.